»Guter Content ist mein Business!« – Interview mit Paula Thomsen von Laufvernarrt
Paula Thomsen von Laufvernarrt ist für mich DAS Paradebeispiel einer Gesundheitsexpertin, die es mit wertvollem Content schafft, anderen zu helfen und dabei selbst äußerst erfolgreich zu sein. Sie ist zertifizierte Lauftrainerin, Physiotherapeutin, Personal Trainerin, Ernährungsberaterin und Life Coach und lebt seit rund drei Jahren hauptberuflich von ihrem Blog.
Dort veröffentlicht sie regelmäßig Inhalte zu ihren Themen und teilt diese zusätzlich auf ihren Social Media Kanälen mit ihrer riesigen Community. Inspirierend, informativ, authentisch, offen und ehrlich – so kommen Paulas Inhalte bei mir an. Unter anderem auch deshalb, weil sie keinen Hehl aus ihrer eigenen Geschichte macht: Paula hatte einige Jahre mit Essstörungen und Depressionen zu kämpfen – heute schafft sie es, anderen mit ihren Beiträgen und Posts Mut zu machen und eine Perspektive zu geben.
Paula erstellt einerseits eigenen Content, zu dem sie sich durch Recherche, aktuelles Geschehen sowie Kommentare und den direkten Austausch mit ihrer Community inspirieren lässt. Andererseits produziert sie unterschiedliche Contentformate für und mit Kooperationspartner(n) aus den Bereichen Gesundheit, Fitness und Ernährung.
Im Interview verrät uns Paula, wie sie es geschafft hat, ihre Leidenschaft zum Beruf zu machen und gut von ihrem Blog leben zu können.
Du hast deine Leidenschaft zum Beruf gemacht, veröffentlichst Inhalte zu den Themen Fitness, Laufen, Ernährung, Selbstfürsorge und Mindset und hast eine riesige Community. Mit welcher ursprünglichen Motivation bist du 2014 mit deinem Blog laufvernarrt.de an den Start gegangen?
Als ich damit begonnen habe, war der Blog für mich selbst vor allem ein Hobby. Damals gab es noch nicht viele Blogs und schon gar nicht solche, die sich mit Laufen und Krafttraining für Frauen beschäftigten. Ich wollte das ändern und war im Rahmen meiner Ausbildungen total begeistert davon, mein Wissen zu verarbeiten und zu teilen. Damals habe ich auch große Teile des Blogs für mich selbst geschrieben und meine eigenen Probleme behandelt.
Wann kam erstmals der Gedanke bei dir auf, deinen Blog zum Hauptberuf zu machen, von dem du leben kannst?
Der Gedanke kam erstmals 2016, als meine Ausbildung zur Physiotherapeutin dem Ende zuging. Damals war es nur eine lose Idee. Konkret habe ich diesbezüglich das erste Mal im Februar 2017 Pläne geschmiedet und sie wenige Monate später dann final umgesetzt.
Wie hat sich das entwickelt? Sind Firmen bezüglich Kooperationen von selbst auf dich zugekommen oder musstest du dich und deine Leistungen aktiv »verkaufen«?
Firmen sind stets auf mich zugekommen. Zu Anfang nur mit reinen Produkttests, nach und nach verstand ich, dass ich natürlich Geld für meine Leistungen verlangen konnte. Wenn ich eine gute Idee zu einem Unternehmen und ihren Produkten oder Dienstleistungen hatte, bin ich aber auch proaktiv auf sie zugegangen.
Kannst du uns ein bisschen über die Entwicklung deines Businesses erzählen? Hast du lange im Voraus und strategisch geplant oder kam eher ein Schritt nach dem anderen und hat sich mehr oder weniger aus Situationen, Erfahrungen und Begegnungen heraus ergeben?
Ich habe früher wenig geplant und vor allem aus dem Bauch heraus entschieden. Ich habe den Blog auch lange nicht als »Business« betrachtet, sondern weiterhin als bezahltes Hobby. Die Strategie kam erst in den letzten ein bis zwei Jahren dazu, als ich auch begonnen habe, eigene Produkte wie Online Kurs, Buch und Ebook zu entwickeln. Vorher habe ich eben eher rein intuitiv und nach meinen eigenen Gedanken geschrieben und Content produziert. Dann habe ich langsam begonnen, mir mehr Gedanken über meine Leser*innen und potenziellen Kund*innen zu machen und meine Inhalte mehr darauf auszurichten. Inzwischen plane ich meist einige Wochen im Voraus und richte mich auch nach den Jahreszeiten, Events und natürlich meinen Unternehmens-Kund*innen.
Verrätst du uns, wie sich dein Umsatz prozentuell in etwa aufteilt?
Dieses Jahr mache ich etwa 80 bis 90 Prozent meines Umsatz über Kooperationen. Der Rest besteht aktuell nur aus dem Ebook und vergangenen Coachings. In den beiden Vorjahren habe ich mehr Online Kurse angeboten, mein Buch aktiv verkauft und noch mehr individuell gecoacht, da waren die Verteilungen noch anders mit etwa 60 Prozent Kooperationen, 15 Prozent Kurse, 15 Prozent Buch und 10 Prozent Coachings.
Du bietest verschiedene Arten von Kooperationen an, die sich hinsichtlich Aufwand, Umfang, Reichweite, Dauer etc. unterscheiden. Um eine Vorstellung zu bekommen: Würdest du uns einen Von-bis-Rahmen verraten, also wieviel kostet in etwa das kleinste Paket und wieviel das größte?
Ich habe drei Grundpakete, die im oberen dreistelligen Bereich anfangen und im mittleren vierstelligen Bereich aufhören. Es kommt aber häufig vor, dass ich mit Unternehmen gemeinsam einen individuellen Umfang vereinbare, bei dem dann natürlich die Kosten variieren können.
Kann man dich als Personal Trainerin, Ernährungsberatin, Physiotherapeutin, Life Coach auch direkt buchen und sich von dir coachen lassen? Oder gibt es diese Option nicht mehr?
Grundsätzlich ist das möglich. Ich biete diese Option aber derzeit nicht aktiv an, weil es nicht mehr mein Hauptfokus ist. Die Nachfrage ist dennoch da, aber meine Kapazitäten reichen dafür nicht mehr.
Heutzutage tummeln sich extrem viele Fitness-, Ernährungs- und Life-Coaches am Markt. Wie wichtig ist aus deiner Sicht dein fundierter professioneller Background – einerseits für deine Kooperationspartner, andererseits für deine Fans und Follower?
Aus meiner persönlichen Sicht ist das Fundament extrem wichtig. Leider wird insbesondere auf Instagram der Evidenz und den Ausbildungen tendenziell zu wenig Aufmerksamkeit geschenkt. Dennoch habe ich viele Kooperationspartner und Fans sowie Follower*innen, die genau das an mir schätzen und auch gerade deswegen mit mir arbeiten wollen und meinen Blog lesen.
Bitte gib uns einen kleinen Einblick in die Zahlen deiner Website bzw. deines Blogs: Wieviele Besucher kannst du durchschnittlich pro Monat verzeichnen? Wie sah das 2014 aus, als du mit dem Bloggen begonnen hast?
Ich liege aktuell in den meisten Monaten bei um die 65.000 Leser*innen. In Hochphasen kann es bis auf das Doppelte ansteigen, in absoluten Tiefphasen fällt es auch mal auf 45.000. Als ich 2014 mit dem Bloggen begonnen habe war es nur ein Bruchteil dessen. Damals habe ich mich riesig über 1.000 monatliche Leser*innen gefreut.
Gibt es eine Tendenz, welche Beiträge am besten bei deiner Community ankommen?
Tatsächlich sind meine Top-Beiträge thematisch recht unterschiedlich. Die Schnittmenge ist eher, den richtigen Nerv zu treffen und das richtige Keyword und ein gutes Timing zu finden.
Wie oft ungefähr wurden die Trainingspläne, die du kostenlos anbietest, bisher heruntergeladen?
Inzwischen kann ich mehrere Tausend Trainingsplan-Downloads verfolgen. Da ich sie aber teilweise auch als Grafiken anbiete, die sich per Screenshot sichern lassen, kann ich keine genaue Zahl nennen.
Wie sieht die Customer Journey bei dir aus? Ich selbst bin gerade in Woche 6 deines 8-Wochen-Trainingsplans »Laufen« – wie geht’s danach weiter? ????
Zugegebenermaßen ist das ein Punkt, der schon seit einigen Monaten auf meiner To-do-List steht. Ich möchte zu den entsprechenden Trainingsplänen und Newsletterströmen passende Customer-Journeys errichten, die dann entsprechend nach dem Gratisplan einen (kostenpflichtigen) Aufbauplan vorschlagen, der zu dir passt. Leider konnte ich das bisher noch nicht umsetzen, weil ein kostenpflichtiger Plan für mich noch mehr erfüllen soll als die Gratispläne und dadurch deutlich aufwendiger ist.
Wie wichtig ist guter Content für dein Business?
Guter Content IST mein Business. ????
Welche Contentformate funktionieren am besten?
Auf dem Blog funktionieren Trainingspläne, How-Tos und Tipps großartig, insbesondere in der Verbindung mit Infografiken. Diese werden teilweise mehrere zehntausend Mal gelesen und viel auf Pinterest & Co geteilt. Auf Instagram werden Workouts extrem viel gespeichert und bekommen immer eine recht ähnliche Interaktion. Auf Instagram sind aber Fotos auch sehr entscheidend.
Nach welchen Kriterien legst du die Inhalte für deine Blogartikel fest? Wie kommst du auf die mannigfaltigen Themen?
Ich recherchiere nach Keywords für Pinterest und Suchmaschinen und lasse mich durch Kommentare, Nachrichten und den direkten Austausch auf Social Media inspirieren. Durch meine Erfahrung als Coach kann ich viele Themen einbeziehen, die mir in meinen Coachings begegnet sind und bei denen ich weiß, dass sie einen Nerv treffen. Der direkte Kontakt mit Menschen und ihren Problemen ist für mich total wichtig in der Content-Erstellung.
Zusätzlich richte ich mich aber auch ein wenig nach Trends, Jahreszeit und der derzeitigen Lage. Während Corona beispielsweise habe ich spontan all meine Pläne über den Haufen geworfen und stattdessen einen Trainingsplan für Zuhause gezaubert und all meine Inhalte darauf angepasst, wie wir mit dieser neuen Situation umgehen können.
Du sagst von dir selbst, du seist eine Chaotin – bei all dem, was du bietest, geht es aber glaube ich nicht ohne Strategie, guter Planung und koordinierter Umsetzung. Wie handhabst du das alles? Wie lange im Voraus planst du? Nutzt du bestimmte Tools, die du empfehlen kannst?
Das Chaos ist Fluch und Segen zugleich. Ich bin extrem kreativ und habe immer genug Ideen. Für die Strategie nutze ich dann ganz klassisch ein Notizbuch und Bullet Journal, meinen Google Kalender und Trello. Für mich funktioniert eine Mischung aus grober Planung mit flexiblen Elementen sehr gut. Ich mache auch Termine mit mir selbst und trage feste Deadlines (egal ob eigene oder mit Kunden vereinbarte) in meinen Kalender, um den Überblick zu behalten.
Du arbeitest einerseits an eigenen Projekten, andererseits an Projekten für/mit deine(n) Kooperationspartnern. Wie sieht das vom Zeitaufwand her aus – hält sich das in etwa die Waage?
Das variiert phasenweise. Kooperationen habe ich immer, die gehören also fest in meine Arbeitsabläufe. Meistens nehme ich mir für einen Zeitraum von mehreren Wochen oder Monaten ein ganz konkretes eigenes Projekt vor und arbeite dann generell mehr. Dabei liegt der Aufwand nur für dieses Projekt vermutlich etwa bei 30 bis 50 Prozent meiner Arbeitszeit.
Du hast unglaublich viele Aufgaben zu erledigen: Anfragen beantworten, Kooperationen verhandeln, Blogartikel schreiben, Fotos und Videos machen, Pins erstellen und einplanen, Posts für Instagram und Facebook produzieren und einplanen, Community Management, Buchhaltung, Administration usw. – machst du das alles alleine oder hast du Unterstützung?
Ich habe es lange Zeit allein gemacht. Inzwischen habe ich aber Unterstützung und bin extrem froh darüber und dankbar dafür! Im Hintergrund helfen zwei Personen mit, die mir Aufgaben abnehmen, bei denen ich als Person nicht so wichtig bin.
Wie haben sich deine Community Zahlen auf Facebook und Instagram über die Jahre entwickelt?
Auf Instagram wachse ich kontinuierlich um ein paar tausend im Jahr. Facebook ist derzeit nicht mehr der Fokus und bleibt ziemlich konstant. Stattdessen bespiele ich mehr Pinterest.
Du bist unglaublich nah an deinen Fans und Followern dran, bist Vorbild, Hilfe und Inspiration für sie, beantwortest sehr viele Kommentare (meine auch immer – *freu*). Da sind wahrscheinlich auch Themen dabei, dir dir emotional nahe gehen. Wie schaffst du es bei dieser Nähe, gut auf dich selbst zu achten, dich – wenn nötig – abzugrenzen, um dich zu schützen?
Das ist tatsächlich für mich die größte Herausforderung an diesem Beruf, mit der ich immer wieder hadere. Ich versuche es durch bewusste Auszeiten und digitalen Detox und klare Rituale. Ich habe feste Office-Zeiten für mich selbst festgelegt und schaue außerhalb dieser Zeiten nicht mehr aufs Handy. Ein riesiger Gewinn für dieses Thema war auch das strategische Planen von Instagram – ich bin zwar persönlich, aber nicht privat.
Bei deiner Bekanntheit hattest du bestimmt auch schon mit Hatern im Internet zu tun. Wie gehst du mit denen um?
Ich hatte eine Phase mit etwas mehr Hatern, die mich sehr viel Energie gekostet hat und mir starke Selbstzweifel beschert hat. Inzwischen kann ich besser damit umgehen. Nicht-konstruktive Kommentare, die einfach nur mich als Person angreifen oder haten, ignoriere oder lösche ich. Es ist niemandem geholfen, wenn ich mich zur Zielscheibe für fremden Frust machen lasse.
Alles, was in irgendeiner Weise einen konstruktiven Kern hat oder nur Inhalte kritisiert, wird mit Ruhe beantwortet und diskutiert. Auch da ist mir dann der Austausch wichtig, selbst wenn wir uns nicht einigen können.
Bei meinen Kunden ist das so: Viele haben Angst, auf ihrer Website, ihrem Blog und Social Media Persönliches preiszugeben – sie meinen, die Leute kämen ausschließlich wegen ihrer Angebote zu ihnen, sie als Person seien nebensächlich. Du hingegen gehst sehr offen mit deiner Geschichte um. Wie wichtig ist es aus deiner Sicht, Persönlichkeit zu zeigen, um bei der Community bzw. den Wunschkunden Vertrauen aufbauen zu können?
Ich glaube, heutzutage ist es die Persönlichkeit, die dich als Unternehmer*in besonders macht. Nur Qualifikationen und Wissen reichen nicht, damit Menschen sich mit deinen Inhalten identifizieren können. Ich bin davon überzeugt, dass es dennoch wichtig ist, die Waage zu halten. Im besten Fall hast du einige persönliche Bezüge, die interessant für deine Zielgruppe sind und gleichzeitig das nötige fundierte Wissen, mit denen du als Expert*in mit Rat und Tat zur Seite stehen kannst.
Persönlich zu sein, bedeutet ja nicht automatisch, jeden Moment deines Tages zu teilen, sondern vielleicht mal hier und da einen Bezug herzustellen, in welchen Momenten du vielleicht gehadert hast, Erfolge hattest oder wie du deine Philosophie im Alltag lebst.
Welche Tipps würdest du Gesundheitsexperten mit auf den Weg geben, die ihr Business gerade starten?
- Finde deine Nische.
- Fokussiere dich auf ein bis drei Plattformen, die DIR entsprechen.
- Investiere in Fort- und Weiterbildungen sowie Unterstützung.
- Hab Geduld und gehe mit deinem Business genauso um wie mit deiner Gesundheit!
Liebe Paula, ganz lieben Dank für die vielen Einblicke in dein Business, deine Offenheit und dass du dir Zeit für unser Gespräch genommen hast!
Das hab ich gerne gemacht – ich freue mich, wenn ich damit andere Health Coaches inspirieren kann, auch ihren Weg zu gehen!
Du möchtest auch auf Content Marketing setzen und deine Blogartikel und Websitetexte von einem Profi schreiben lassen? Vereinbare gerne ein kostenloses Erstgespräch mit mir – ich freue mich auf dein Projekt!
Paula findest du auf Instagram, Facebook und natürlich auf ihrem Blog laufvernarrt.de
No Comments