Richtig gendern und warum ich in meinen Texten darauf verzichte

Richtig gendern – und warum ich in meinen eigenen Texten darauf verzichte

Richtig gendern und warum ich in meinen Texten darauf verzichte

Wie gendern wir richtig, warum gendern wir überhaupt und welche Vor- und Nachteile bringt es mit sich, hat Gendern Einfluss auf SEO (Suchmaschinenoptimierung) und meine ganz persönlichen Gründe, warum ich in meinen eigenen Texten aufs Gendern verzichte.

 

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Jahrelang habe ich diesen Blogartikel vor mir hergeschoben (kein Witz!), deshalb möchte ich gleich zu Beginn die Katze aus dem Sack lassen, warum ich mich in meinen Texten ganz bewusst gegen das Gendern entschieden habe. Der Grund ist viel banaler, als du wahrscheinlich denkst.

 

 


Warum ich in meinen eigenen Texten NICHT gendere

 

Die Diskussionen, die ich zum Thema Gendern bisher beobachtet habe, führen hauptsächlich diese beiden Argumente ins Rennen:

 

 

Pro: Gendern ist unerlässlich für Gleichberechtigung und Inklusion, weil wir damit Bewusstsein schaffen, dass es mehr als nur zwei Geschlechtsidentitäten gibt, und weil Sprache unsere Realität erschafft.

 

 

Contra: Gendern verhunzt unsere Sprache und bringt leseunfreundliche, schwer verständliche Texte hervor und geht an der Lebens- und Sprachwirklichkeit vieler Menschen vorbei.

 

 

Ich kann beide Seiten nachvollziehen. Der Grund, warum ich in meinen eigenen Texten nicht gendere, ist jedoch ein anderer:

 

 

Mein Kopf spielt da nicht mit. 

 

 

Soll heißen: Die meisten gegenderten Texte stellen mein Gehirn vor eine große Herausforderung. Mir geht’s dann wie beim Lesen von Thomas Manns “Zauberberg” (wenn du schon mal irgendwas von Thomas Mann gelesen hast, weißt du Bescheid).

 

 

Viele seiner Sätze sind derart lang und verschachtelt, dass ich am Ende oft nicht mehr weiß, was eigentlich der Ausgangspunkt war – ich muss sie mehrmals lesen, um ihre Bedeutung auch nur annähernd zu verstehen. (Deshalb pausiere ich seit über einem Jahr mit dem Lesen des Zauberbergs, das aber nur am Rande.)

 

 

 

Zur besseren Veranschaulichung ein paar Beispiele gegenderter Texte

 

 

Sätze wie diese kann mein Gehirn noch ganz gut verarbeiten 😊 (wobei hier, wie ich im Zuge meiner Recherche festgestellt habe, falsch gegendert wird – dennoch gendern sehr sehr viele genau so):

 

Schickst du deinen Kund*innen Geburtstagswünsche?

 

 

Mit solchen Sätzen wird’s schon schwieriger 😕:

 

Schickst du jedem*jeder Kund*in Geburtstagswünsche?

Du solltest den Rat deines*deiner Arztes*Ärztin auf jeden Fall befolgen.

 

 

Und das ist Hardcore für mein Oberstübchen 😳:

 

Als Tierarzt*Tierärztin könntest du mit Anbieter*innen von Tiernahrung oder mit Ernährungsberater*innen für Hunde*Hündinnen und Kater*Katzen kooperieren.

 

Als Tierarzt oder -ärztin könntest du mit Anbietern und Anbieterinnen von Tiernahrung oder mit Ernährungsberatern und -beraterinnen für Hunde und Hündinnen und Kater und Katzen kooperieren.

 

Ein*e verantwortungsbewusste*r Lehrer*in hört den Anliegen seiner*ihrer Schüler*innen aufmerksam zu.

 

Wir suchen eine*n motivierte*n, verantwortungsbewusst handelnde*n Mitarbeiter*in, der*die die Bedürfnisse unserer Kund*innen und Interessent*innen erkennt.

 

 

 

DAS ist der Grund, warum ich in MEINEN Texten aufs Gendern verzichte, für meine Kunden jedoch in der jeweils gewünschten Form sehr wohl gendere.

 

Übrigens ein spannender Fakt, wie ich finde: Ich habe ausschließlich Kunden, für die ich in deren Texten gendere – obwohl ich’s in meinen Texten nicht mache.

 

 


Gendern als Filter

 

Kürzlich erzählte eine Mastermind-Kollegin von einem tollen Erstgespräch mit einer Interessentin: Die hat in erster Linie deshalb bei meiner Mastermindee angefragt, weil sie so begeistert gewesen war, dass sie in den Texten auf ihrer Website gendert.

 

 

Die anderen waren sich einig: Gendern wirkt als Filter. Und bringt damit genau die Menschen zu uns, die von den Werten her perfekt zu uns passen.

 

 

Nun gendere ich in meinen Texten ja nicht und habe dennoch ausschließlich Kunden, für die ich beim Schreiben ihrer Texte sehr wohl gendere – in unterschiedlichen Formen.

 

 

Ich kann nur mutmaßen, woran das liegt, denn ich habe noch nie aktiv nachgefragt. Nicht, weil ich mich davor scheuen würde. Sondern weil es einfach nie Thema war – wir waren oder sind auch so auf einer Wellenlänge

 

 

Vielleicht bin ich in meinen Texten grundsätzlich allen gegenüber zugewandt und empathisch, ohne dass ich dafür explizit gendern bräuchte.

 

 

Vielleicht liegt es daran, worüber ich schreibe und an der Art wie ich schreibe. Und welche Aspekte meiner Persönlichkeit dabei durchschimmern.

 

 

Vielleicht reicht das ja auch, um genau die richtigen Menschen anzuziehen. Die, die vom Wertesystem her perfekt zu mir passen, ganz unabhängig von Gendersternchen, -doppelpunkt und Co.

 

 


TIPP 💡

 

Ich spreche die Leser in meinen Texten meist direkt an, gehe also in den Dialog mit dir, sodass du beim Lesen das Gefühl hast, ich würde mich mit dir unterhalten. Das trägt vermutlich mit dazu bei, dass du es als nicht störend empfindest, dass ich in meinen Texten aufs “klassische” Gendern verzichte.




 

 

 

Richtig gendern – von Doppelpunkt bis Gendersternchen

 

Hier findest du die gebräuchlichsten Genderformen auf einen Blick – inklusive Beispielen fürs jeweils richtige Gendern:

 

 

Paarform

 

Kunden und Kundinnen

jeder Patient und jede Patientin

Schüler/Schülerinnen

 

 

Gendersternchen

 

ein*e Politiker*in

der*die Student*in

jede*r Proband*in

 

 

Doppelpunkt

 

unser:e Mitarbeiter:in

jede:r Schüler:in

der oder die Professor:in

Besucher:innenparkplätze

 

 

Unterstrich (Gendergap)

 

ein_e Autor_in

jede_r Polizist_in

Leser_innenbrief

 

 

Verkürzte Doppelnennung mit Schrägstrich und Bindestrich

 

der/die Mitarbeiter/-in

die Schüler/-innen

ein/-e Radfahrer/-in

 

 

Binnen-I

 

einE PolizistIn

die SchülerInnen

einE BeamteR

jedeR StudentIn

 

 

Für alle bisher genannten Genderformen (ausgenommen der Paarform) gilt: Mach die Weglassprobe! Was es damit auf sich hat und generelle Regeln zum richtigen Gendern findest du in diesem Artikel von Scribbr.

 

 

Neutrale Formulierungen

 

Studierende (statt Student oder Studentin)

Testpersonen (statt Probanden oder Probandinnen)

Familienmitglied (statt Angehöriger oder Angehörige)

Nachbarschaft (statt Anwohner und Anwohnerinnen)

TIPP 💡

 

Einen riesigen Schatz an alternativen gendergerechten Begriffen findest du auf der Seite von geschicktgendern.de


 

 

 

Vorteile und Nachteile von gegenderten Texten

 

Die aus meiner Sicht wichtigsten Vor- und Nachteile des Genderns habe ich bereits weiter oben – beim Abschnitt, warum ich in meinen Texten nicht gendere – zusammengefasst.

Bei meiner Recherche habe ich noch diesen Beitrag der Landeszentrale für politische Bildung Baden-Württemberg entdeckt, der die unterschiedlichen Pros und Contras zur gendergerechten Sprache aufgreift und den ich richtig gut finde.

 

Und dieser Artikel von Quarks zeigt die Effekte – positive wie negative – auf, die Gendern mit sich bringt.

 

 


Gendern und SEO (Suchmaschinenoptimierung)

 

“Ranken meine Seiten mit gegenderten Texten schlechter bei Google?” Oder auch: “Werde ich bei Google schlechter gefunden, wenn ich die weibliche Form meiner Berufsbezeichnung verwende?”

 

 

Diese Fragen stellen sich vor allem jene Berufsgruppen, bei denen überwiegend nach dem generischen Maskulinum gesucht wird, wie z. B. Texterinnen, Designerinnen, Fotografinnen, Grafikerinnen, Ärztinnen, Anwältinnen, Architektinnen usw.

 

 

Zwei Beispiele sollen das veranschaulichen:

 

  1. Nach “Webdesigner” wird durchschnittlich 24.700 Mal pro Monat gesucht, nach “Webdesignerin” lediglich 220 Mal.
  2. Das monatliche Suchvolumen für “Texter” liegt im Durchschnitt bei 17.200, jenes für “Texterin” nur bei 430.

 

 

Gendern und SEO: Nach der männlichen Form bestimmter Berufe wird weitaus häufiger gesucht als nach der weiblichen, wie an den Beispielen Webdesigner und Texter zu sehen ist.

 

 

Grundsätzlich kann es also durchaus sein, dass du mit der weiblichen Form deiner Berufsbezeichnung schlechter rankst als deine männlichen Mitbewerber – einfach auch deshalb, weil es für die feminine Bezeichnung weitaus weniger Suchvolumen gibt.

 

 

Meine Suchanfrage “Texter Wien” straft diese These allerdings Lügen, wie ich gerade feststelle. Für dieses Keyword rankt tatsächlich die Website einer TexterIN auf Platz 1 bei Google. Chapeau!

 

 

Die Kehrseite der Medaille ist das Suchvolumen, wie die obigen zwei Beispiele deutlich zeigen. Das Suchvolumen sagt aus, wie oft pro Monat durchschnittlich nach einem bestimmten Keyword gesucht wird.

 

 

Schauen wir uns das nochmal genauer an und bleiben beim Beispiel von eben: Das Suchvolumen für “Texter Wien” beträgt 440 pro Monat, jenes für “Texterin Wien” nur 50.

 

 

Bedeutet: Die Menschen suchen viel öfter nach der männlichen Form als nach der weiblichen – auch wenn es ihnen vielleicht gar nicht darum geht, mit einem männlichen Kollegen zu arbeiten.

Meiner Beobachtung zufolge ist das Suchvolumen nach der männlichen Form bei vielen Berufsgruppen weitaus höher als das nach der weiblichen Version. Wobei das meiner Meinung nach OHNE die bewusste Intention geschieht, unbedingt einen männlichen Anbieter zu finden – wenn wir die männliche Form ins Suchfeld eingeben, meinen wir meistens Männer UND Frauen.

Tippen wir hingegen die weibliche Form ins Suchfeld ein, suchen wir meist explizit nach einer Frau.

Spannend fand ich auch meine Beobachtung bei einem meiner letzten Projekte: Ich durfte die Website-Texte für einen weiblichen Ordnungscoach schreiben.

 

 

Nach “Ordnungscoach” wird durchschnittlich 1.500 Mal pro Monat gesucht, nach “Ordnungscoachin” hingegen null Mal. Dabei waren jene Seiten, die aktuell für “Ordnungscoach” und alle möglichen dazugehörenden Begriffe auf Seite 1 bei Google ranken, fast ausschließlich von weiblichen Ordnungscoaches (im Zuge meiner Recherche bin ich tatsächlich auf nur zwei männliche Ordnungscoaches gestoßen).

Das Suchvolumen für die männliche Form ist viel höher als das für die weibliche, obwohl in den Suchergebnissen fast ausschließlich Seiten weiblicher Anbieter ranken.

 

Meine Empfehlung fürs Gendern im Hinblick auf SEO

 

Den EINEN richtigen Weg, Gendern und SEO in Einklang zu bringen, gibt es meiner Ansicht nach nicht.

 

 

Ich würde im allerersten Schritt die jeweiligen Suchvolumina für die weibliche und die männliche Version recherchieren und mir die Suchintention dahinter anschauen. Also: Welche Art von Ergebnis wünschen sich die Suchenden?

 

 

Anmerkung: Ein großes Suchvolumen muss nicht unbedingt “besser” sein, manchmal kann es sinnvoller sein, sich auf das Keyword mit dem geringeren Suchvolumen zu fokussieren, weil hier die Suchintention oft klarer ist (siehe meine Anmerkung in der obigen Box).

 

 

Wenn die Suchintention dieselbe ist, kannst du auf beide Formen optimieren.

 

 

Eine andere Möglichkeit ist, auf die Berufsbezeichnung selbst oder das Angebot zu optimieren und so die Genderthematik zu umgehen.

 

 

Beispiel: “Texte schreiben lassen” statt “Texterin” oder “Texter”. Oder “Designbüro” statt “Designer” oder “Designerin”.

 

 

Recherchiere aber zuerst, ob das Gender-Problem bei deinem Beruf überhaupt existiert.

 

 

Zusammengefasst kann man sagen: Es kommt auf dein Thema und das Suchverhalten deiner Zielgruppe an, ob du Nachteile im Google-Ranking hast, wenn du genderst, oder nicht.

 

 

 

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4 Comments
  • Ulrike Blecken

    25. Dezember 2024 at 22:32 Antworten

    Ich hätte da noch die absolute Herausforderung für dein Hirn: gendern nach Phettberg. Ich bin HP und arbeite mit einem Abrechnungsprogramm, die so gendern bis das Arzty kommt. Folge: ich kann deren Newsletter nicht schmerzfrei lesen und verpasse so auch die wirklich relevanten Informationen. Als Therapeuty bin ich da schon lange Kundy…. Mir tut das weh!!!

    • slohs

      29. Dezember 2024 at 11:00 Antworten

      Liebe Ulrike,

      zugegeben: Ich musste jetzt erstmal googeln, was (Ent-)Gendern nach Phettberg ist, denn das hab ich tatsächlich noch nie zuvor gehört. Jetzt, wo ich im Bilde bin, kann ich deinen Schmerz nachvollziehen. 😳 Dass du dadurch relevante Infos verpasst, finde ich total schade – und bin gleichzeitig irgendwie erleichtert (sorry! 🙈), dass es offensichtlich nicht nur mir bzw. meinem Gehirn so geht.

      Herzliche Grüße
      Susanne

  • Dagmar Recklies

    2. Januar 2025 at 16:33 Antworten

    Ich fühle so mit Dir. Mein Gehirn kann gegendertes auch nur schwer verarbeiten. Bei Texten geht es inzwischen halbwegs. Ganz schlimm finde ich es in Podcasts, wenn da jemand von „Unternehmer innen“ spricht.
    Letztens hat mich auch jemand als Untermehmer*in bezeichnet, obwohl ich eindeutig nur eine und eindeutig weiblich bin.
    Wenigstens das Gehirn sollte man schon anschalten.

    Liebe Grüße
    Dagmar

    • slohs

      3. Januar 2025 at 17:41 Antworten

      Herrlich Dagmar, du hast völlig recht: Man kann’s auch echt übertreiben und das finde ich dann richtig nervig. Und ganz grundsätzlich merke ich: Wir verstehen uns. ☺️ Mich erleichtert es sehr, festzustellen, dass ich nicht die Einzige bin, deren Gehirn sich mit der Verarbeitung gegenderter Texte oder Sprache schwer tut. 😅

      Liebe Grüße
      Susanne

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